Bildaufbau und Bildwirkung – Teil 2 – Fluchtpunkte
Generelles zu Fluchtlinien und Fluchtpunkten
Wenn Fluchtlinien sich überschneiden bilden sie einen Fluchtpunkt. Fluchtpunkte können mehrfach im Bild oder außerhalb vorhanden sein. Fluchtlinien entstehen durch in der Realität parallele Linien, diese führen im Bild perspektivisch den Blick zum Fluchtpunkt.
Farben der Linien:
Fluchtpunktlinien
Horizont
Lichteinfall
Lage und Anzahl von Fluchtpunkten
Geometrische, und selbstverständlich auch nichtgeometrische Formen, unterliegen in der Fotografie der 2-Punktperspektive. Allerdings nur, sofern die Kamera für die senkrechte Perspektive perfekt ausgerichtet ist. Das ist meist nicht der Fall, und daher besitzt eine durchschnittliche Fotografie exakt 3 Fluchtpunkte.
Diese können zur Bildgestaltung kreativ eingesetzt werden. Die Körperfluchtpunkte liegen innerhalb oder sehr oft auch außerhalb des Bildes. Die Bodenebene sollte eine Parallele zur Horizontlinie ergeben, andernfalls ist das Bild schief.
Grundregel
Der Fluchtpunkt 1 des Hauptmotivs befindet sich hier außerhalb des Bildausschnitts.
Grundregel: Horizontale Fluchtpunkte befinden sich immer in Höhe der Horizontlinie. Diese können innerhalb oder außerhalb des Bildes sein. Als Augenhöhe bezeichnet man den Abstand zwischen der Bodenoberfläche und der Höhe der Kamera bzw. unserer Augen.
(Abbildungen von Räumen und landschaftlichen Tiefen lassen sich einteilen in: Vordergrund, Mittelgrund und Hintergrund. Die wesentlichen Bildelemente können sich jeweils in in diesen Bereichen befinden bzw. verteilen).
Die Drittellinie
Für die Mehrzahl von betont ruhenden Motiven sollte der Horizont etwa in der unteren Drittellinie sein. Für den Himmel stehen dann die oberen zwei Drittel, die nicht zwangsläufig eine mehrheitliche Bildbedeutung erhalten müssen, zur Verfügung. Ist der Himmel eher flächig, zum Beispiel ein wolkenloser Himmel oder ein durchwegs grauer Himmel, dann würde die Betonung auf den Himmel Fragen aufwerfen. Flächige Himmel brauchen daher meist nur wenig Raum, also ein Drittel.
Nebenmotive
Die beiden horizontalen Fluchtpunkte befinden sich weit außerhalb der Bildfläche. Auch die Vertikallinien des Kirchturms sind optisch nicht parallel und besitzen daher einen Fluchtpunkt – je tiefliegender und näher der Betrachtungsabstand, desto besser kann man ihn ausmachen.
Ausgleich des rechten Hauptmotivs durch den Baum auf der linken Seite. Ein optisches Ungleichgewicht, d.h. dass sich das Hauptobjekt mehr auf der einen oder anderen Seite der Bildmitte befindet, läßt sich mit einer ausgleichenden Einbeziehung eines sekundären Motivs (Nebenmotiv) ausgleichen.
Noch ein Beispiel des Positionierens von Fluchtpunkten außerhalb der Bildfläche durch gezielte Auswahl des Kamerastandpunktes:
Auch bei diesen Motiven liegen die Fluchtpunkte außerhalb des Bildes.
Bei Architektur-Fotografien lassen sich Fluchtpunktlinien in der Regel gut erkennen.
In reinen Naturaufnahmen gibt es manchmal perspektivische Fluchtlinien und Fluchtpunkte, aber nur wenn Linien vom Standpunkt des Betrachters den Blick führen, wie bei diesem Foto.
Bei dieser reinen Naturfotografie gibt es keine Linien die den Blick ins Bild führen, deshalb hat dieses Foto keine Fluchtpunkte und keine Fluchtpunktlinien. Mehrheitlich sucht das Auge aber beim Fotografieren eben solche, den Blick lenkenden Linien – das geschieht ganz automatisch. Manchmal sind Fotografien ohne Fluchtlinien ziemlich langweilig, weil das Auge keine Führung findet. Es entsteht das Gefühl, dem Bild fehlt etwas.