Ich hab hier mal meine Thesen zum Wandel des fotografischen Mainstream zu Papier gebracht. – Vorsicht vor dem Öffnen – sie sind hochgradig polarisierend, subjektiv und freuen sich geteilt und diskutiert zu werden.

Die nahe und radikale Neudefinition des Begriffes ‚Fotografie‘ wird durchweg historische Attribute enthalten.

Urheber vergleichbarer Bilder ziehen sich weiterhin gegenseitig magisch an.

Unvergleichbare Fotos brauchen kein Wasserzeichen.

Wer das Leben fotografisch begleitet, braucht keine Moodboards.

Neue Bildideen entstehen ausschließlich aus der ideengetrieben Avantgarde.

Während der materialgetriebene Mainstream sie im Sinne Valentins imitiert.

Mainstream und Avantgarde ziehen sich an und stossen sich ab. Achten und verachten sich.

Materialschlachten eines ‚Kalten Fotokrieges‘ machen nur die Global Player
der Fotoindustrie glücklich.

Technische Hochverfügbarkeit mündet letztlich in Kreativität des kleinsten Nenners.

Eine materialgetriebene Motivation und eine quantitative Arbeitsweise werden von ‚Motte, Rost und Datenverlust‘ zur Strecke gebracht.

Haltungsschäden, verursacht durch Spiegelreflexkameras, nehmen gegen 2020 drastisch ab.

Überhaupt wird man den Begriff Spiegelreflex, eher als medizinischen Begriff deuten.

Die leichtgewichtige, multifunktionale Kamera der Zukunft konfiguriert sich ständig neu – von selbst. Sie ist ständiger Begleiter in allen Lebenssituationen.

In den Metadaten künftiger Fotodateien wird man auch den emotionalen Zustand des Fotografen und dessen Author-Rank finden.

Valentis frühe Feststellung:
‚Es wurde bereits alles fotografiert, aber noch nicht von jedem‘

stimmt so nicht mehr.

Es wurde bereits alles und von jedem fotografiert, und endlich auch jedem gezeigt.

Die durchschnittliche Betrachtungsdauer eines Fotos nähert sich dessen Belichtungszeit.

Einzig dramatisch-neue Bildideen werden kurz vernommen.

Auf diese Pferde werden alle versuchen zu springen – insbesondere die Werbung.

Der Wert einer Fotografenhonoration tendiert dabei gegen Null.

Die Wahrnehmung einer individuellen seriellen Arbeitsweise wäre vorhanden, wird aber nicht genutzt, da die visuelle Kondition des Betrachters höchstens für Einzelbilder reicht.

Das Wesen der Fotografie bleibt auch auf einem Touchscreen unantastbar.

Wahre fotografische Schätze bleiben ungeteilt und unge-liked.

Aus jenen Ländern mit der schlechtesten Internet-Verfügbarkeit resultieren die besten Fotoarbeiten.

Die künstlerische Qualität einer Fotografie, einer personenbezogenen Leistung,  ist entgegen herkömmlicher Meinung, technokratisch und sozialmedial überhaupt nicht wertbar.

Die Kamera ist weiterhin das ‚Herz in der Hand‘.