TRANSFER – das sind unterschiedliche Mutter-Tochter-Konstellationen in Portraitform, mit kurzen Interviews untermauert. Eine serielle, ausstellungsfähige Arbeit, die noch erweitert wird. Schwerpunkt der ‚Transfers‘ sind jene immateriellen Werte, die von Mutter zu Tochter und von Tochter zu Mutter übertragen werden. Diese oft diffizilen Kommunikationsaspekte und rituelle Assoziationen versuche ich mit Schwarz-Weiss-Portraits festhalten.

Im Zeitraum einer Mutter-Tochter-Beziehung gibt es typische ‚Loslassen-Momente‘, die spätestens mit Bezug einer eigenen Wohnung der Tochter, oft aber viel früher aktuell werden. Manchmal auch lange übersehen und überspielt werden. Ein jugendliches Kind, das eigene Wege gehen muß, durchlebt pragmatische Emmanzipationsriten gleichermassen wie die Mutter, die Verantwortung freigeben muss. Es wird diskutiert, gestritten, geweint und getröstet. Gegenseitiges Vertrauen in die Übereignung eines neuen Lebensabschnittes spielt eine große Rolle. Archetypische, teils symbolische Handlungen und Gesten sind in diesem Prozess visuell oft klar erkennbar.

Der Prozess des Loslassens ist zugleich der Zeitpunkt des Freiwerdens, der auf Tochter-Seite eine gewisse Vergegenwärtigung verlangt. Töchter wie Mütter spüren den Wert des Momentes, dessen Einmaligkeit und dessen Unumkehrbarkeit.

Eine Mutter kennt diesen Augenblick, schätzt und fürchtet ihn gleichermaßen, während die Tochter zwischen Unbedarftheit und Verantwortung diesem gelassen oder gestresst entgegensieht.

Als Fotograf will ich diesen Moment würdigen und bildnerisch zum Teil etwas überhöht freistellen. Meine ‚Modelle‘ sind Mütter und ihre Töchter, die diesen Prozess vielleicht schon erfolgreich durchlaufen haben, oder sie stecken noch mitten drin. Bei dem einen Paar mag die Emanzipation ruhiger verlaufen, bei dem anderen heftiger. Mich interessieren Gesten und Augenblicke gelebter Mutter-Tochter-Beziehungen, wenn sie Dritten davon erzählen und im Gespräch zueinander, wenn sie, angestoßen durch meine Fragen, manches für sich reflektieren.

Danke an Christina und Steffi.